Da wir gehört hatten, dass der Pass den wir hinter Santiago (Hauptstadt von Chile) fahren wollten, sehr viel mit LKW befahren sein sollte und dazu ein Tunnel existierte wo Fahrräder verboten sind, entschieden wir uns, uns von der Küste etwas früher zu verabschieden und über den Pehuenche Pass nach Argentinien zurück zu kehren. Somit kam der erste etwas höhere Pass schneller als erwartet. Am 4. Februar verließen wir dann die Küste und machten uns ins Inland auf. Erschöpft von der unerwarteten Hitze, da der Wind des Pazifiks nicht mehr da war, machten wir eine Pause am Straßenrand. Wir entdeckten einen kleinen Kiosk und entschieden uns etwas kaltes zu trinken zu kaufen.
Bevor wir überhaupt der Kioskbesitzerin sagen konnten, was wir wollten, sprach uns ein netter älterer Herr an und war sehr interessiert an uns und unserer Reise. Schließlich fragte er uns, was wir denn kaufen wollten, denn er würde uns geren zum Getränk einladen. Etwas überfordert sowohl mit dem Angebot, als auch mit dem dort gesprochen Slang, nahmen wir schließlich dankend an und ignorierten erstmal, das wir eigentlich noch sehr viele Kilometer zu fahren hatten. Er spendierte uns eine Flasche Saft und wir versuchten uns zu unterhalten. Da sie aber selber von sich behaupteten, sie würden kein normales Spanisch, sondern den besonderen Slang in dieser Region sprechen, war es eine sehr außergewöhnliche Unterhaltung, denn wir verstanden wenn überhaupt nur die Hälfte. Zum Glück merkte das die Kioskbesitzerin und übersetzte teilweise die Sachen ins “normale” Spanisch. Nach etwa einer halben Stunde kamen wir auf das Thema traditionelles Essen und die Kioskbesitzterin fragte uns ob wir Humitas kennen würden. Als wir dies verneinten, lud sie uns ein, dies zu probieren. Sie verschwand und wir fragten uns, ob wir wieder etwas falsch verstanden hatten. Kurz darauf kam sie zurück und führte uns in ihr Haus, wo alle möglichen Leute waren. 2 Teller waren auf dem Tisch gedeckt und wir sollten uns dort hinsetzten. Wir probierten das traditionelle Maisgericht (Humitas) und unterhielten uns mit den ganzen Leuten im Haus, die zum Glück alle schnell verstanden, dass wir nur normales Spanisch verstanden. Nach bestimmt 2 Stunden verabschiedeten wir uns von ihnen und waren so erstaunt von ihrer Gastfreundschaft. Die ganze Familie lebte von diesem kleinen Kiosk und wir bekamen trotzdem unseren ganzen Einkauf aus Gastfreundschaft geschenkt, und wurden sogar noch zum Essen eingeladen. Mit guter Laune ging es dann weiter. Natürlich nicht mehr so weit wie geplant, aber der Kontakt zu den Einheimischen war etwas, was seit Ushuaia sehr wenig geworden war, da meist viele Touristen unterwegs waren. Also genossen wir es wieder einmal Einblick in die Kultur der Menschen hier zu bekommen.
Die nächsten beiden Tage ging es dann langsam immer mehr bergauf, als bergab. Charlotte konnte sich noch nicht wirklich vorstellen, dass es Spaß machen kann, Tage lang nur bergauf zu fahren. Dazu war es seitdem wir die Küste verlassen hatten sehr warm und bis zur nächsten Einkaufsmöglichkeit war es noch ein Stück. So waren unsere Fahrräder wieder etwas schwerer beladen, als die letzten Wochen.
Nachdem wir dann den zweiten Tag im Anstieg waren und bereits auf 800 Metern waren, war die Motivation nicht mehr ganz so vorhanden. Aber erstaunlicherweise änderte sich das am nächsten Tag. Der härteste Tag des gesamten Passes stand uns bevor und wir waren schon ziemlich erschöpft von den letzten beiden Tagen. Die 35 km mit 1300 Höhenmetern kamen uns wie eine unmögliche Aufgabe vor. Jedoch hatten wir uns auf einen anstrengenden und langen Tag eingestellt und waren erstaunt, wie schnell wir voran kamen. Plötzlich waren wir so richtig in den Bergen, die Landschaft wurde immer beeindruckender und man sah die Strecke die man hinter sich gelassen hatte. Es machte auf einmal Spaß sich den Berg hoch zu kämpfen. Zum Ende hin wurde es natürlich echt hart. Charlotte musste immer wieder Abschnitte schieben und wir kamen teilweise keinen Kilometer weit, bis wir eine Pause brauchten. Jedoch gingen die Höhemeter erstaunlich schnell vorbei. Mit einer Steigung von 10% im Schnitt waren wir teilweise nach einem Kilometer plötzlich schon 100 Höhenmeter näher am Ziel. Wir gaben also nicht auf. Die Höhe an sich bemerkten wir erst ganz am Ende. Jedoch konnten wir zunächst nicht zuordnen, ob unserer schneller Atem den vielen Höhenmeter geschuldet war oder der immer dünner werdenden Luft. Unser Schlafplatz lag dann auf 1900 Metern und wir hofften, dass die Nacht ausreicht, um sich ein wenig zu aklimatisieren.
Schon an diesem Tag waren wir beeindruckt von der Landschaft. Wir hielten immer wieder an um Fotos zu machen. Jedoch wurde das am nächsten Tag noch “schlimmer”. Wir überquerten die Grenze und waren etwas enttäuscht. Unser Plan oben am Pass einen Ruhetag zu machen, wurden von den chilenischen Grenzbeamten zur Nichte gemacht. Sie erlaubten uns nur einen Tag im Niemandsland. Denn die Grenzstationen liegen meist nicht ganz oben auf dem Pass. So waren die Ein- und Ausreise hier über 60 km auseinander. Doch kurze Zeit später fuhren wir an einem See vorbei und die Landschaft wurde unbeschreiblich. Vergeblich versuchten wir diese beeindruckende Landschaft in Bildern festzuhalten. Doch jedes Mal wenn wir uns das Ergebnis ansahen, waren wir etwas enttäuscht. Trotzem standen wir alle paar Meter wieder, um es erneut zu versuchen. Jedoch hatten wir uns auch in den Kopf gesetzt, die geplante Wanderung vom Ruhetag heute noch zu machen. Als wir dann gerade beschlossen hatten, nicht mehr stehen zu bleiben, kamen wir am ersten Schneefeld vorbei und standen direkt wieder.
Trotz der immer höher werden Höhe und unserer ausgiebigen Fotopausen, kamen wir erstaunlich schnell voran. Gegen 15:30 Uhr erreichten wir nach 28 km und 900 Höhenmeter den Pass auf 2500 Metern über NN.
Wandern am Paso Pehuenche
Wir fanden einen schönen Platz für unser Zelt und stellten zunächst nur unsere Fahrräder dort ab. Wir beeilten uns, unsere Sachen zu packen, um zur Wanderung aufzubrechen. Da es keinen Wanderweg gab, suchten wir uns einen Kamm am Horrizont aus und steuerten auf ihn zu. Dieser war dann auch erstaunlich nah und wir kamen nach einer Stunde an einem kleinem See an, der mit Schnee bedeckt war.
Es waren nur noch wenige 100 Meter bis zum Kamm. Da wir aber mittlerweile auf 2900 waren und die Höhe merkten, machten wir kurz eine Trinkpause. Danach nahmen wir uns das letzte Stück vor. Nach wenigen Minuten wurde es unmerklich steiler und das feste Gestein wurde plötzlich zu losem Geröll. Zunächst ignorierten wir, dass wir plötzlich auf allen vieren weiter gehen mussten. Denn berg auf kam es uns nicht so steil vor. 150 Meter vor dem Ziel machte Yannik den Vorschlag, doch schon früher zurück zu kehren. Charlotte wollte zunächst nicht, denn das Ziel war ja in erreichbarer Nähe. Als wir aber dann für die nächsten 50 Meter hoch doch über 5 Minuten brauchten und es immer weniger feste Steine gab, an denen wir uns festhalten konnten, sah auch Charlotte ein, dass es keinen Sinn mehr machte, weiter zu klettern. Denn mittlerweile hingen wir ungesichert an einer fast senkrechten Wand von losem Schotter und Geröll. Dazu wurde das Schneefeld unter uns immer kleiner und wir merkten, dass es doch nicht mehr ganz so sicher war. Also kehrten wir 100 Meter vor dem Ziel wieder um. Zum Glück, denn für die vielleicht 300 Meter seit der kleinem Pause am See brauchten wir über eine Stunde zurück. Zusätzlich merkten wir die letzten Tage mit den Höhenmeter in den Beinen und es wurde immer schwieriger sich an den kleinsten Steinen festzuhalten und halt mit den Beinen zu bekommen. Wir waren also froh, als wir wieder festen Boden unter unseren Füßen hatten.
Auf dem restlichen Heimweg mussten wir uns etwas beeilen. Denn das Zelt stand noch nicht und die Sonne stand kurz vor dem Untergang, sodass es auch immer kühler wurde. Erstaunlicherweise ghatten wir aber sonst keine Probleme mit der Höhe.
Enttäuschende Abfahrten
Auf die Abfahrt am nächsten Tag freuten wir uns natürlich sehr und die ersten 40 km bis zur Einreise in Argentinien waren auch echt cool. Trotz leichtem Gegenwind rollten wir mit 25 km/h den Berg runter und konnten währenddessen die schöne Landschaft bewundern. Die chilenische Seite mit den See war nicht mehr zu toppen, aber die erwas grünere und bewachsenere Seite hatte auch ihre Highlights. An der Grenze wurden wir dann das erste Mal bei der Einreise nach Argentinien streng kontrolliert.
Da wir ja mit einem Ruhetag oben gerechnet hatten, hatten wir leider noch frisches Obst und Gemüse. Als wir den Apfel noch schnell essen wollten, anstatt ihn wegschmeißen zu müssen, wurden wir mit einem nicht so freudlichem Ton darauf hingewisen, dass man ihn hier nicht mehr essen dürfte. Also mussten wir ihn ungehend entsorgen.
Als dann noch die Frage kam, ob wir Mariuana dabei hätten, konnte sich Charlotte ihr Lachen nicht mehr verkneifen. Zum Glück aber fasste der Grenzbeamte dies nicht als Beleidigung auf und wir konnten nach der Kontrolle ohne Probleme weiter fahren.
Leider aber war der Wind stärker geworden und trotz der Steigung bergab, kämpften wir um überhaupt 15 km/h zu fahren. Natürlich machte es nicht mehr wirklich Spaß. Nach 80 km nur bergab, gaben wir dann auf, denn der Wind war so stark wie schon lange nicht mehr. Jedoch wollten wir am nächsten Tag früh in Malargüe ankommen, um einen halben Pausetag mehr zu haben.
Daher standen wir am nächsten Tag wieder einmal sehr früh auf, um dem Wind so lange wie möglich zu entkommen. Zwar etwas später als gedacht, aber immerhin am frühen Nachmittag erreichten wir dann die erste Stadt hinter dem Pass. Schon an der Grenze hatte uns jemand erzählt, dass in Malargüe ein Fest sei. Dies merkte man dann auch sofort, denn die Stadt war voller Menschen. Der Camping Municipal auf dem wir unseren Ruhetag nachholen wollten, lag direkt neben dem Festgelände. Zunächst etwas verwirt und ungläubig sahen wir ein riesieges umzeuntes Gelände in dem Ziegen standen die gerade versteigert wurden.
Wir fanden heraus, dass an diesem Wochenende das nationale Ziegenfest dort stattfindet sollte.
Ziegenfest, Weinkönigin und mehr in Malargüe
Nachdem wir dann in dem Museum für Kosmische Strahlung waren und sogar herausgefunden hatten, dass es dort relativ gutes und stabieles Internet gibt, entschieden wir relativ schnell, dass wir doch 2 Tage dort Pause machen wollten. Am ersten Abend folgten wir einer relativ lauten Musik und gerieten in die Krönung der Weinkönigin der umliegenden Dörfer. Plötzlich befanden wir uns in einer Sporthalle mit Steinboden in der eine riesige Feier mit Musikakts und einer echt guten Tanzgruppe die über eine Stunde den Konflikt der neuen, moderne Kultur und den alten Traditionen darstellte, stattfand. Da wir am Morgen früh aufgestanden waren, gaben wir um 1:30 Uhr auf und verpassten die Krönung der Königin. Auch am nächsten Tag beobachteten wir fasziniert die traditionellen Feiern und die Konfrontation der modernen Welt mit den alten Traditionen. Leider hatten wegen der Festtage die Geldwechselstationen zu und wir konnten so nicht wirklich was einkaufen.
Ob wir mit unserem restlichen Essen noch in den nächsten Ort gekommen sind und wie es danach weiter ging, erfahrt ihr im nächstem Bericht.
Bis dahin Yannik und Charlotte!