Nach wunderschönen Tagen und einem tiefen Einblick in die Kultur des schon etwas nördlicherem Argentinien, fuhren wir mit gemischten Gefühlen weiter. Einerseits freuten wir uns auf die schwere Aufgabe den ersten über 4000 Meter liegenden Pass der Anden zu überqueren. Doch vorallem Charlotte hatte ihre Bedenken, ob das tagelange Bergaufffahren mit der dünnen Luft wirklich machbar ist.
Zunächst mussten wir aber erstmal ein anderes Problem lösen. Denn Western Union hatte wegen Feiertagen geschlossen und wir fuhren mit fast leeren Vorräten und 8 Cent aus der Stadt raus. Der nächste Western Union Schalter war 2 Tage entfernt und so hofften wir, dass unsere Vorräte noch reichen würden. Die Landschaft wurde immer mehr steppenartig und die Erinnerung an die Ruta 3 (straße von Buenos Aires nach Ushuaia) ganz am Anfang unsere Reise kam direkt auf. Die Weiten des immer gleichen Blickes erfüllten uns beide direkt wieder mit dem Gefühl der Freiheit. Doch leider blieb der Wind auch nicht aus. Doch bei Weitem nicht so schlimm wie in Patagonien. Nach 2 Tagen erreichten wir dann die nächste Stadt und zum Glück war der Western Union Schalter geöffnent und hatte auch Geld für uns.
In der Hitze nach Mendoza
Mit gefüllten Taschen ging es dann nach Mendoza. Eine grüne Oase in der Wüste. Am Anfang verstanden wir es nicht wirklich, aber nach wenigen Kilometern verwandeltete sich die Steppe in eine Wüstenlandschaft. Eine neue Landschaft für uns der wir von Anfang an skeptisch gegenüberstanden. Denn die Hitze war schon in den letzten Tagen immer mehr geworden und störte beim Fahren erheblich. Doch nun wurde es noch heißer und es gab nicht einmal in den Pausen die Möglichkeit einen Schattenplatz zu finden. So waren wir den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt. Die Strecken zwischen den Städten wurde immer länger und wir kämpften uns Stunde für Stunde durch die Hitze von teilweise über 35 Grad. Unser Plan zumindest die Mittagssonne abzuwarten, funktionierte auch nicht lange. Denn wir realisierte , dass wir das doppelte tranken, wie geplant und uns das Wasser ausgehen würde, wenn wir nicht genug Kilometer am Tag machen würden. Also wurden es lange Tage mit nicht so ruhigen Nächten. Denn die Hitze ließ nach Sonnenuntergang nicht wirklich nach. Doch aufgrund tausender beißender Ameisen und der Angst vor Schlangen und Skorpionen, legten wir uns dann doch jedes Mal in das isolierte Innenzelt.
Doch trotz der vielen Schwierigkeiten, die uns in den Weg gestellt wurden, war die Landschaft beeindruckend und wir freuten uns auf Mendoza. Denn dort hatte uns ein Fahrradreisender, den wir auf der Sieben-Seenroute getroffen hatten, eingeladen bei ihm zu übernachten. Nach 2 Stunden warten, wegen einem Missverständnis trafen wir uns dann auch und verbrachten bei einem richtigen Asado einen wunderschönem Abend mit ihm. Auch auf das Bett freuten wir uns nach fast 100 Nächten, die wir seit Puerto Natales jede Nacht im Zelt verbracht hatten. Am nächsten Morgen besichtigten wir noch ein wenig die Stadt, nachdem wir uns von Augustin wieder verabschiedet hatten, gerieten in einen Triathlon und lernten eine der schönsten Städte Argentiniens kennnen.
Unruhige Nächte
Doch am gleichen Tag ging es noch weiter, denn wir wollten endlich die Aufgabe des ersten Andenpasses angehen.Dafür ging es erst einmal wieder 4 Tage durch die Wüste, in denen nicht alles so glatt gelaufen ist wie, gehofft. Schon am Abend nachdem wir aus Mendoza rausgefahren waren, zog als wir gerade das Zelt aufgestellt hatten, ein Gewitter auf. Als die Blitze immer näher kamen und das Donnern immer lauter wurde, bekamen wir etwas Angst. Denn wir waren in der Wüste selbstverständlich der höchste Punkt. Uns war beiden klar, dass wir hier nicht bleiben könnten. Uns wurde mal wieder bewusst welche Kraft die Natur hat und wie sehr man ihr ausgeliefert sein kann, wenn man versucht ihr so nah wie möglich zu sein. Zum Glück war 3 km weiter eine Polizeikontolle, wo wir Schutz suchen konnten. Wir fingen also gegen 22 Uhr an alles wieder zusammen zu packen, um die 3 km weiter zu fahren. Wir wurden mit offenen Armen empfangen und durften im Schutz der Gebäude unser Zelt erneut aufstellen.
Mit wenig Schlaf ging es dann am nächsten Morgen weiter. Da wir so gut vorran kamen, entschieden wir uns bis in die nächste Stadt zu fahren, um dort am Ausgang der Stadt an einer YPF zu übernachten. Mit dem Einkauf dauerte es dann wieder so lange, dass wir im Dunkeln dort ankamen, um zu fragen ob wir dort schlafen könnten. Wir hatten fest mit der Übernachtungsmöglichkeit gerechnet, da in unsere App von 2 anderen Reisenden beschrieben wurde, dass es mit dem Zelt dort kein Problem gewesen wäre zu übernachten. Als der Mitarbeiter dann sofort die Frage ablehnte, waren wir beide ein wenig perplex, denn es war wieder einmal ziemlich spät geworden und wir standen um 22 Uhr in einer Stadt ohne Schlafplatz. Uns blieb nichts anderes übrig, als noch aus der Stadt rauszufahren. Doch bis man überhaupt eine Möglichkeit hatte das Zelt aufzustellen ohne vor einer Haustür zu liegen, dauerte es, denn es ging ordentlich berg auf und unsere Kräfte waren mit der kurzen Nacht gestern echt nicht mehr so gut. Wir fuhren also weiter und weiter und die Stadt schien kein Ende zu nehemen. Als dann zumindest auf der einen Seite keine Häuser mehr standen, suchten wir uns vor einer Kiesgrube einen Platz, der für uns sicher erschien. Als dann aber ein Hundegebell immer lauter wurde und ein Licht von einer Taschenlampe immer näher kam, duckten wir uns und hofften nicht gefunden zu werden. Als sich das Licht und der Hund wieder entfernte, bauten wir das Zelt auf und waren froh endlich fertig zu sein. Es war immerhin mittlerweile nach Mitternacht.
Doch dann kam plötzlich ein Motorradfahrer den Weg zur Kiesgrube entlang gefahren und wir fragten uns, ob es wirklich sicher hier ist. Als der Motorradfahrer, dann auch mit einer Taschenlampe die Gegend absuchte, machten wir uns wieder klein aber das Zelt war aufgebaut und somit waren wir sehr auffällig. Als er uns direkt anleuchtete, wussten wir es ist vorbei, hier werden wir nicht bleiben können, obwohl es kein Privatgrundstück war. Es war ein Polizist, der auf uns zu kam, voll bewaffnet und mit Schutzausrüsstung ausgestattet, als würde er in den Krieg ziehen. Er war zum Glück nett und wies uns darauf hin, dass die Gegend nicht sicher sei. Es stellte sich heraus, dass der Besitzer der Kiesgrube ihn wegen uns verständigt hatte. Er half uns aber und zeigte uns einen Platz an dem wir sicher schlafen könnten. Wir sollten zu der in der Nähe erkennbaren Rennstrecke fahren und dort den Nachtwächter fragen. Also fingen wir um halb 1 an, unser Zelt wieder abzubauen, um dort hin zu fahren. Für den Nachwächter war es kein Poroblem nachdem er erneut die Polizei angerufen hatte, um zu fragen. Wir stellten unser Zelt auf und waren froh als wir endlich schlafen konnten.
Die nächsten drei Tage waren zum Glück besser und wir konnten wieder ein wenig Mut und Kraft schöpfen.
Als es dann an den letzten beiden Tagen durch eine Schlucht ging und die Landschaft schlagartig anders wurde, war unsere Laune auch wieder ein wenig besser. Auch einen Fluss gab es endlich mal wieder, um uns zu waschen. Mit einem wunderschönem Sonnenuntergang wurden wir dann für die letzten anstrengenden Tage belohnt. Mit einem Ruhetag in dem letzten Dorf vor der Passüberquerung sammelten wir nochmal Kraft und stockten unsere Vorräte wieder auf. Denn wir hatten keine Ahnung wie lange wir brauchen würden.
Immer weiter bergauf
Am 23.2. ging es dann endlich los. Mit 1400 Höhenmeter und 55 km hatten wir uns für den ersten Tag viel vorgenommen. Da wir aber nicht wussten, wie viele Tage wir im Niemandsland bleiben dürfen (Grenzstationen sind über 150 km entfernt und jeweils unten an den Andenpässen), stellten wir uns lieber auf einen harten und langem Tag ein. Dafür machten wir uns auch mal wider früh auf den Weg. Jedoch verbrachten wir dann doch noch über eine Stunde im W-Lan, denn wir hatten uns dazu entschlossen, in der ersten Stadt in Chile eine geführte Sternwartentour zu machen. Bis wir die mit sehr schlechtem Internet gebucht hatten, war es auch schon halb 9 und es ging für uns später los als gedacht. Doch als wir nach ein paar Kilometern schon 300 Höhenmeter geschaft hatten und uns die Grenzbeamten unbegrenzte Zeit im Niemandsland erlaubten, ging es mit höhster Motivation weiter den Berg hinauf. Der Anstieg war stetig aber dafür nicht wirklich steil. Dafür waren wir sehr dankbar, denn unsere Fahrräder waren mit Essen für über eine Woche und auch über 15 Litern Wasser echt schwer.
Kurz nach der Grenze machten wir unsere erste Pause bei der auch direkt mal ein deutsches Pärchen anhielt und sich ganz nett mit uns unterhielt. Mit einem großen Optimismus, dass wir heute noch bis zu unseren geplanten Ziel, der letzten und einzigen Kontrolstation der Polizei zu kommen, ging es dann weiter. Die Höhenmeter gingen wie im Flug vorbei und wir bestaunten die schnelle Veränderung der Landschaft und vorallem der Vegetation. Doch bisher war alles wieder grün und in einer für uns typischen hügeligen Landschaft. Doch am Abend veränderte sie sich schon leicht. Das grüne verschwand ein wenig und die Vegetation wurde sehr viel weniger. Ein netter Polizist versorgte uns noch mit Wasser und ein sehr süßer Hund hielt sogar die ganze Nacht wache an unserem Zelt.
Wir waren mittlerweile auf knapp unter 3000 Metern, doch wir beide merkten absolut garnichts von der Höhe. Erschöpft von den vielen Höhenmetern waren wir natürlich trotzdem. Dazu merkte man das es langsam kälter wird. Am nächstem Tag ging es auch direkt weiter. Da wir immer noch größtenteils geteerte Straße haben sollten, hofften wir wieder so viel voran zu kommen. Ein Ziel setzten wir uns nicht, da wir schauen wollten wie gut wir mit der Höhe zurecht kommen.Doch den geteerten Teil wollten wir heute hinter uns lassen. Die Straßen waren steiler und das Atmen viel ein klein wenig schwerer. Doch mit kleinen Etappen und viel Wasser ging es dann Stück für Stück weiter. Wir trafen zwei Italiener, die wir im letzten Ort vor dem Pass auch schon getrofen hatten. Doch sie hatten deutlich leichtere Fahrräder, weil sie nur für den Pass und Umgebung angereist waren. Sie zogen an uns vorbei und wir fragten uns, ob wir sie nochmal sehen würden. Leider war der Hauptfluss, den wir als Trinkwasserquelle eingerechnet hatten, sehr dreckig und nicht trinkbar für uns. Doch wir fanden irgendwann eine saubere Quelle und füllten etwas Wasser auf. Jedoch nicht viel, denn wir sollten spätesten am nächsten Nachmittag zu einer weiteren Quelle kommen. Und jedes Gramm, das man beim Anstieg sparen kann ist ein Geschenk.
Kurz danach hörte der Asphalt auf und wir merkten auf knapp 3600 Metern das erste Mal so richtig die Höhe. Doch die Kopfschmerzen waren nur leicht, sodass wir noch ein paar Meter auf dem Schotter fuhren. Wir vermissten die geteerte Straße sofort und das erste Mal kamen vor allem bei Charlotte die Zweifel auf, ob es für uns überhaupt machbar ist. Als wir dann nach keinen 500 Metern plötzlich in einem Schottersumpf standen, fragten wir uns was da noch kommen soll. Wir fanden den Weg nicht mehr und konnten uns nicht vorstellen, dass dieses Labyrinth die richtige Straße sein konnte. Wie erinnerten uns, das der Pass vor kurzem gesperrt war, weil eine Gerölllawine die Straße verschüttet hatte. Daraufhin fanden wir dann auch schnell die Umleitung, die wir am Anfang nicht wirklich wargenommen haben. Diese führte durch kleine Flüsse und forderte uns ganz schön. Wir kamen dann auch nicht mehr weit, bevor wir uns hinter Schotter-/Steinhaufen einen Schlafplatz suchten. Denn es war mitlerweile sehr windig geworden. Zum Glück war es Rückenwind, was auf dem Asphalt goldwert war und auf dem Schotter zumindest in dem Sinne gut war, das wir keinen Gegenwind haben konnten. Es war zwar erst 15 Uhr aber zum einem merkten wir die Höhe immer mehr und die knapp über 20 km hatten uns dazu so beansprucht, dass wir weder Lust noch Kraft dazu hatten, weiter zu fahren.
Höhenkrankheit auf 3700 Metern
Die Sonne war leider trotzdem echt stark und die Stunden dort zu warten, bis die Sonne untergeht, waren nicht gerade angenehm. Dazu wurden die Kopfschmerzen bei Charlotte immer schlimmer. Am Abend lagen wir dann sehr früh im Zelt und hofften, dass die Kopfschmerzen morgen besser wären. Denn Yannik hatte mittlerweie auch welche. Doch nach 11 Stunden Schlaf, wachte Charlotte gut erholt und ohne Kopfschmerzen auf. Yannik hingegen ging es sehr viel schlechter, als am Vorabend. Schon in der Nacht waren die Kopfschmerzen so stark geworden, dass sie ihn vom Schlafen abgehalten hatten. Doch am Morgen kam dann noch die Übelkeit dazu. Als die Haferflocken dann nach ein paar Minuten wieder draußen waren, war für uns beide klar, dass wir heute auf keinen Fall weiter hoch fahren könnten. Doch Yannik wollte eigentlich nicht wieder ein Stück runter fahren. Denn das hätte ein Abbruch der Passbefahrung bedeutet. Unsere Vorräte waren zwar großzügig geplant. Auch ein eventueller Ruhetag war mit eingeplant, aber für 2-3 Tage Verzögerung, die ein Runterfahren bedeutet hätten, konnten wir kein Essen mitnehmen. Also sträubte sich Yannik aufzugeben und überredete Charlotte bis 15 Uhr zu warten, um dann zu entscheiden.
Während Charlotte etwas die Ruhe genoss, lies, Tagebuch schreib, Ukulele spielte und Sachen machte, die oft zu kurz kommen, quälte sich Yannik. Da es im Zelt zu warm war, baute Charlotte einen Schattenplatz für ihn, jedoch war dieser mit dem Wind recht kühl und nicht allzu groß. Also wechselte Yannik vom Zelt in den Schatten und wieder zurück. Doch von dem Vorschlag einfach runter zu fahren und einen neuen Verusch zu starten, in dem wir etwas langsamer hoch fahren, wollter er nichts hören. Um 14 Uhr ging es Yannik aber so viel besser, dass wir beschlossen dort zu bleiben, nur hatten wir nicht genug Wasser. Daher fuhr Charlotte die 3 km wieder runter bis zur Wasserquelle, um den Wassersack aufzufüllen. Natürlich ohne Gepäck, was jedoch trotzdem nicht ohne war, da die Flussüberquerugen plötzlich sehr viel tiefer waren.
Kurz nachdem Charlotte wieder da war, hielt ein Auto und 3 Deutsche Forscher stiegen aus. Sie schenkten uns Wasser, von dem wir jetzt mehr als genug hatten und Kekse. Wir unterhielten uns und bekamen noch sehr interessante Informationen über den Pass generell und speziell über einen Gletscher und die verschiedenen Gletscherarten, die in dieser Region vorkommen. Zum Glück war Yannik am Abend fast symptomfrei und wir konnten mit gutem Gewissen weiterfahren.Also ging es am vierten Tag unserer Passüberquerung weiter. Da wir mal wieder früh aufgebrochen waren, merkten wir die nächtliche Kälte sehr und schätzten das erste Mal unsere warmen Kamotten.
Doch leider war es nach 5 km mit dem Rückenwind vorbei und er kam volle Kanne von vorne. Im Grunde hatten wir damit gerechnet, denn der Wind kommt normalerweise grundsetzlich aus Westen (für uns in dem Fall von vorne). Doch durch die Temperaturunterschiede in den Bergen kommt er oft auch wenn man bergauf fährt von der anderen Seite und wir hatten gehofft, dass dies bis kurz vor dem Gipfel bleibt. Leider drehte der Wind dann jedoch schon deutlich vor dem Pass.Wir kämpften uns also ab dort immer weiter bergauf. Doch der Schotter, der Gegenwind und die Höhe machten uns immer mehr zu schaffen.
Die Gedanken und Gefühle spielten Achterbahn. In der einen Minute waren wir so unfassbar dankbar, an so einem Ort stehen zu dürfen. Die Landschaft veränderte sich zu einem einzigartigem Farbenspiel von roten Bergen, dem Fluss mit dem Grün drumherum und dem Schnee auf den Gipfeln. Man konnte die Natur spüren und erleben. Der Gedanke tatsächlich in ein paar Tagen auf über 4700 Meter mit dem Fahrrad zu stehen, mit dem man schon durch den halben Kontinent gefahren ist, ließ einen weiter in die Pedale treten, ließ das Bergauffahren leichter erscheinen und auch Freude an der Anstregung zu. Doch in der anderen Minute kamen Fragen und Zweifel auf. Wieso tut man sich so etwas an. Alle paar Minuten fahren Autos so leichtfüssig an uns vorbei, sehen genau die gleich Landschaft und haben kein Problem mit dem Wind. Dann redet man sich ein, das alles umsonst war, wenn man am Ende die letzten Meter doch nicht mehr schafft, man sich die letzten Minuten, Stunden und Tage umsonst gequält hat, nur weil man am Ende doch nicht mit der Höhe klar kommt, der Körper nicht mehr mitspielt oder das Essen oder Trinken ausgeht.
Doch das Positive hat uns Stück für Stück den Berg hochgetragen. Nur ein Blick zurück wo auf den Weg, der schon hinter uns liegt und ein tiefer Atemzug von einer Luft, die dir zwar Kopfschmerzen beschert, aber auch für die Natur steht in der du dort lebst und frei bist. Nach einer längeren Mittagspause, die vorallem Charlotte brauchte, da ihre Kopfschmerzen schlimmer geworden waren, ging es weiter. Auch neue Motivation für die Strapazen mussten wir in dieser Pause sammeln. Denn der Blick auf den Verlauf der Straße verriet nichts Gutes und viel Arbeit.
Doch wir rafften uns auf und fuhren bzw. schoben noch ein Stück weiter, denn wir wollten am nächsten Tag nach ganz oben. Die Straßen noch steiler und vorallem Charlotte fehlte oft die Kraft, die längeren Steilpassagen fahren zu können. Doch mit Schiebepausen und auch vielen richtigen Pausen schleppten wir uns auf knapp 4200 Meter und hofften, dass die Kopfschmerzen nicht schlimmer werden. Auch vor der Kälte hatten wir Angst, denn im Wetterbericht waren bis zu -12 Grad in der Nacht angesagt. Zwar nur auf dem Gipfel, aber so weit waren wir nicht mehr davon entfernt. Doch die Nacht war im Endeffekt nicht mal so kalt, wie die davor. Keine Wasserflaschen waren gefroren und auch sonst schien es keine Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gegeben zu haben, wie in der Nacht davor.
Doch mit dem Wind und der fehlenden Sonne am Morgen, war es ganz schön kalt und wir nutzen das erste Mal fast alle unsere warmen Sachen.
Mit dem Fahrrad auf 4750 Metern
Und es ging los, los zum Endspurt. Ein Tag den wir uns schon vor der Reise ausgemalt hatten und an dem wir beide in den letzten Tagen oft gezweifelt hat. Als die Sonne raus kam wurde es zum Glück schnell wärmer, denn mit den dicken Sachen ließ es sich nicht sehr gut fahren. Doch leider wurde der Wind auch immer heftiger.
Nach keinem Kilometer konnte man teilweise den Straßenverlauf sehen. Ein Anblick den wir nie vergessen werden. Zunächst konnte man nur einen etwas höheren Berg sehen, an dem in der Mitte eine Straße zu erkennen war. Charlottes erster Gedanke war: “Dort komme ich nie im Leben hoch. Das ist nicht möglich.” Doch bei näherer Betrachtung sahen wir nicht, wie die Straße weiter frühren sollte. Wir versuchten den Punkt zu finden, an dem wir zwischen den Bergen durchfahren. Doch den fanden wir nicht. Als Yannik plötzlich nach oben zeigte, konnte man im Himmel einen schwarzen Punkt erkennen, der gefühlt in den Himmel fuhr. Wir realisierten, dass wir zwischen keinem Berg herfahren werden, sondert nach ganz oben mussten. Mindestens doppelt so hoch wie die vorher entdeckte Straße.
Wie fragten uns mittlerweile beide, ob das überhaupt möglich sein wird, vorallem in einem Tag. Denn noch höher, als letzte Nacht auf 4200 Metern, wollten wir nicht schlafen und konnten wir nicht schlafen. Denn schon dort war es schwierig ein wenig Schlaf zu finden. Wir standen also dort unten und waren immer noch geschockt von dem Auto, das in den Himmel fuhr. Kurze Zeit später standen wir an einer Abzweigung und mussten entscheiden, ob wir die 3 km offizielle Straße fuhren, die natürlich nicht ganz so steil war oder einen Kilometer nehmen der ziemlich steil aussah. Doch wir konnten nicht erkennen ob die beiden Straßen wieder zusammen führten. Aber mit dem Wind hatte sich jeder Meter zehn Mal so weit angefühlt. Also entschieden wir uns für den kürzeren, aber steileren Weg.
Charlotte gab das Fahren nach 30 Meter auf, Yannik schaffte es ca. 80 Meter weit. Danach wurde die Straße so steil, dass ein selbst das Schieben fast unmöglich war. Wir schoben mit sehr vielen Pausen zu zweit unsere Fahrräder dort hoch und waren erstaunt, wie steil man eine Straße überhaupt bauen konnte. Denn wir hatten teilweise das Gefühl an einem fast senkrechten Hang zu stehen. Nach über einer halben Stunde sahen wir dann die Kreuzung und waren froh, dass wir nicht alles wieder zurück mussten. Völlig fertig kamen wir dort oben an. Wir hatten zwar 2 km gespart, doch die Höhenmeter wollten nicht vorbei gehen. Wir hatten mittlerweile um die 150 geschafft, hatten aber noch mindestens 450 vor uns. Doch der Ergeiz hatte uns gepackt und wir stiegen selbstverständlich wieder auf die Räder.
Nach nicht mal 500 Metern fahrbarer Straße sah man den nächsten Hammer-Anstieg. Eine wirklich senkrechte Wand in der 5 Serpentinen lagen, sah so aus, als würde man dort nur zu Fuß hoch kommen. Wieder gaben wir wenige Meter nach dem Einbiegen in diesen Anstieg auf. Denn die Steigung und der dazu viel schlechter gewordene Schotter, machte’ ein Fahren unmöglich. Wieder schoben wir Stück für Stück unsere Fahrräder zusammen bergauf.
Zum Glück wurde es nach der ersten Kurve etwas flacher, sodass wir uns fahrend durch den schlechten Schotter kämpften. Die Höhe machte uns aber echt zu schaffen. Diesmal keine Kopfschmerzen, aber nach wenigen Metern war man so aus der Puste, dass man stehenbleiben musste um nach Luft schnappen zu können. Das Gute war das man das Ziel schon sah und obwohl man schon nach der ersten Serpentine dachte, dass der Körper spätestens nach der dritten streiken würde, kam das Ziel in Gedanken sehr schnell näher. Denn schon nach der ersten hatte man nur noch 4 Serpentinen, bevor man den größten und schlimnsten Teil hinter sich hatte. Meter für Meter, Serpentine für Serpentine ging es dann weiter hoch und der Blick nach unten, wo man die Straße sah, an der wir heute morgen das Auto in den Himmel fahren gesehen haben, motivierte. Nach der dritten Serpentinen verschwanden alle Zweifel. Wir warem dem Ziel so nah und uns war klar, dass wir heute auf einem der höchsten Andenpässe stehen werden.
Es dauerte zwar noch etwas und die Kraft wurde immer weniger, aber irgendwann hatten wir es dann geschafft. Von den Serpentinen ging es noch ein relativ flaches Stück zu dem Punkt, wo das Auto uns heyte morgen den Atem geraubt hatte. Doch die Enttäschung, dass der Pass noch ein Stück entfernt war, war groß, vorallen weil es eine offene Fläche war, bei der der Gegenwind uns nochmal bewusst machen wollte, dass man keinen Meter geschenkt bekommf, vorallem nicht die Letzten.
Wir kämpften und also nochmal über eine Viertelstunde durch die letzten Meter. Bei Charlotte war keine Kraft mehr vorhanden, um aufs Fahrrad zu steigen. Schiebend ging es dann dem Ziel entgegen, dass irgendwie nicht näherkommen wollte. Doch dann waren wir nach 5 1/2 Stunden Fahrzeit für knapp 10 km endlich angekommen. 4750 Meter über dem Meer auf den Anden. Sehr viel anstrengender war der letzte Tag, aber das Gefühl unbeschreiblich.
Nur hatten wir etwas Zeitstress. Wir hatten ja vorher eine Sternwartentour gebucht, die in 2 Tagen stattfinden sollte. Im Grunde kein Problem, denn es sollte ja größtenteils bergab gehen und die 150 km sollten wir in den 1 1/2 Tagen schaffen. Doch wir hatten noch nicht geklärt, wie wir diese bezahlen, denn am selbsen Tag um 13 Uhr im Büro der Organisation zu sein, wurde etwas knapp. Wir beschlossen also am selben Tag noch zur Grenze runter zu fahren, um dort im W-Lan dieses Problem zu regeln. Trotz Gegenwind ging es am Anfang ziemlich schnell vorran. Die steile Abfahrt war mit dem Schotter vom Kopf her zwar anstrengend, aber immerhin die Beine konnten sich entspannen. Wir fuhren doch nur bis 3 km vor die Grenze, denn es war schon relativ spät und wir konnten die Schlafsituation hinter der Grenzstation nicht einschätzen.
Stress auf dem Weg nach Vicuña
Also ging es für uns nach fast einer Woche im Niemanand wieder einmal nach Chile. Dieses Mal mussten wir wieder alle unsere Taschen durch ein Röntgengerät schieben und waren daher etwas beschäftigt. Als wir von der Sternwarte keine Buchungsbestätigung bekommen hatten, hatten wir schon eine Vorahnung. Doch wir gaben nicht auf. Die 50 km bis in die Stadt versuchten wir also in unter 2 Stunden zu fahren und kamen genau 5 Minuten vor Schließung des Büros völlig fertig in Vicuña an. Doch niemand war mehr da. Völlig verzweifelt versuchten wir W-Lan zu finden, um eine Chance zu haben diese Sternwartenführung doch noch zu machen. Leider gestaltete sich das etwas schwieriger. Doch nach 3 Stunden gaben wir auf und kauften unsere erste Simkarte um mobile Daten nutzen zu können.
Die Enttäuschung folgte, denn unsere Buchung war leider nicht durchgekommen und sie waren für die nächsten Tage komplett ausgebucht. Vorallem für Yannik eine Enttäuschung, denn er freute sich seit Tagen drauf. Doch nach einigem Suchen fanden wir eine Alternative, die aber leider keinen Schuttelservice anbot. Somit mussten wir auf 7 km über 400 Höhenmeter hoch fahren. Aber es war erst Nachmittag und wir hatten genug Zeit. Wir machten uns sofort auf den Weg und verfluchten die Straße sofort. So einen steilen Straßenverlauf haben wir selten gesehen. Immerhin war sie geteert. Nach 3/4 des Anstieges waren wir sowas von fertig, dass die Pausen immer größer wurde und wir dazwischen fast alles schoben. Als wir gerade auf einem Stein Pause machten drehte ein Laster und wir wussten was jetzt kommt. Sie fragten uns, ob sie uns hochfahren sollten. Wir zögerten kurz, ob wir das Angebot annehmen sollten. Dieses Zögern reichte ihnen. Ohne ein Chance zu haben, nein zu sagen, hatte einer von ihnen mein Fahrrad in der Hand und schon halb auf die Ladefläche gehieft. Bevor wir realisierten, was passierte, standen wir mit den zwei Fahrrädern auf der Ladefläche und der Fahrer fuhr los. Eine sehr kurvige und steile Straße auf der maximal 40 km/h erlaubt waren, fuhr er mit 60 hoch und wir waren froh nicht samt der Fahrräder, die natürlich nicht gesichert waren, herunter zu fallen. Schneller und früher als gedacht, standen wir also vor dem Gelände, wo natürlich noch niemand war. Wir packten unser Abendessen aus und genossen den Sonnenuntergang über der Stadt.
Die Sternwartentour war dann sehr interessant und schön. Obwohl sie nur auf Spanisch gehalten wurde, verstanden wir erstaunlich viel. Die Blicke durch die Teleskope waren ebenfalls beeindruckend und interessant. Zelten konnten wir dann sogar direkt neben dem Gelände. Doch es wurde relativ spät. Am nächsen Morgen entschieden wir uns daher dazu einen etwas ruhigeren Tag zu machen. Nach einem Einkauf in der Stadt suchten wir uns an einem See ein schönen Platz an dem wir den Nachmittag verbrigen konnten. Leider stellte sich heraus, dass der See ausgetrocknet war. Deshalb wichen wir dann an einen kleinen Fluss aus. Nach einer entspannten und ruhigen Nacht ging es für uns dann nach La Serena. Dort fanden wir das erste große Einkaufszentrum, wo wir unsere Vorräte wieder einmal aufstockten. Wir entschieden uns, noch am selben Abend aus der Stadt zu fahren, um schon dieee Nacht am Meer übernachten zu können. Der Weg dorthin war dann mit mehr Höhenmetern verbunden, als gedacht doch der Blick aufs Meer und das Meeresrauschen ließ es uns schnell wieder vergessen.
Wie es dann weiter an der Küste entlang ging, wie wir Charlottes Geburtstag feierten und wie wir uns auf den nächsten anspruchsvollen Pass vorbereiteten, erfahrt ihr im nächsten Beitrag. Denn genug von den Anden hatten wir noch lange nicht.
Bis dahin Charlotte und Yannik!