Nach einer Pause, die wir beide sehr dringend gebraucht haben, freuten wir uns sehr aufs Weiterfahren.
Uns beiden war nicht bewusst, wie anstrengend das Reisen sein kann. Nicht nur das Fahrradfahren verlangt unserem Körper oft viel ab. Die Frage, wo wir schlafen können, wie weit es bis zum nächsten Supermarkt ist und welche Route die schönste, fürs Fahrrad machbarste und dann am Besten noch die schnellste ist, nimmt mehr Zeit und Kraft in Anspruch, als wir dachten. Dazu fallen oft Sachen an, die wir während des Reisens schwer erledigen können. Nach einem anstrengenden Fahrtag fehlt oft die Motivation und die Kraft, Reparaturen am Equipment vorzunehmen. Ohne ständigen Zugang zum Internet, ist uns auch die Pflege der Kontakte in Deutschland während der Ruhetage sehr wichtig. Dazu kommt an den Tagen zwischen den Einkaufsmöglichkeiten die Variation des Essens oft zu kurz. Wir genießen es frische Sachen und vor allem Sachen die man kühlen muss essen zu können.
Aber trotz allem kommt der Wunsch nach ein paar Tagen wieder auf, los zu fahren, wieder auf‘s Fahrrad zu steigen und neue Orte und Menschen kennenzulernen.
Shoppen in Bariloche
Also ging es für uns frisch und erholt am 17.01. wieder los. Ein neuer Vorsatz von uns, nicht mehr so viel im Detail zu planen, verschaffte uns direkt mal einen 30 km langen Anstieg, auf den wir mental nicht vorbereitet waren. Zum Glück waren wir aber durch die lange Pause noch so motiviert und der Wunsch des Vorankommens war so groß, dass wir trotzdem nach 3 Stunden strampeln mit guter Laune oben ankamen.
Wir hatten uns auch mittlerweile das Höhenprofil angeschaut und fingen an uns auf harte Tage vorzubereiten. Denn es waren ganz schön viele Höhenmeter und vor allem mehr, als wir gedacht hatten.
Doch durch die lange Pause hatten wir wieder viel Spaß am Fahren und dem Unterwegssein. Draußen in der Natur sein stand wieder im Vordergrund. So waren wir dann doch am zweiten Tag mit 11 Stunden Fahrzeit und knapp 2000 Höhenmetern bereits in Bariloche angekommen.
Dort mussten wir dringend Ketten für Yannik besorgen, denn durch den Dreck und Staub waren bereits nach knapp über 6500 km zwei Ketten verschlissen, sodass wir dringend eine Ersatzkette brauchen.
Doch auch Charlotte freute sich sehr auf Bariloche. Unteranderem war das auch einer der Gründe, warum wir so schnell dort waren. In der Pause in El Bolson hat sich der Wunsch gefestigt, eine Ukulele zu kaufen. Obwohl vieles dagegen sprach, wir weder wussten wie wir sie transportieren sollten, noch ob wir genug Zeit haben würden sie wirklich so viel zu nutzen, dass es sich lohnte sie mit zu schleppen, war ihr Wunsch so groß. Als dann für eine Nacht ein französisches Pärchen neben uns auf dem Campingplatz zeltete und der Mann vor dem Zelt Ukulele spielte und uns erzählte, es sei garnicht so schwer es zu lernen, war für Charlotte klar, dass sie sich ihren Wunsch, Ukulele zu lernen, jetzt erfüllen möchte. Denn schon von Anfang an fehlte es ihr, selbst Musik machen zu können. Der Gedanke eine Herausforderung zu haben, etwas zu erlernen, in irgendeiner Hinsicht Fortschritte machen zu können, führte dann dazu, dass wir Bariloche mit einer Ukulele verließen. Da wir noch keine Lösung für den Transport hatten, kam sie erstmal provisorisch auf den Rücken.
Geschafft und müde nach zwei wirklich langen Tagen kamen wir wie die letzen Tage auch an einem schönen Fluss an, in dem wir uns abkühlen konnten, schließlich wurde es immer wärmer.
Wälder, Berge, Seen und Massen an Touristen
Wir entschieden uns am nächsten Tag nur einen halben Fahrtag zu machen, da wir viel schneller waren als gedacht und befürchteten, nach der Pause es etwas zu übertreiben. Außerdem hatte Yannik einen wunderschönen Platz an einem See gefunden, der nur 41 km von unserem letzten Schlafplatz entfern war. Die Beschreibung in unserer App, womit wir oft unsere Schlafplätze suchen (iOverlander), war genau so, wie der Platz in Realität war. Wir genossen also einen wunderschönen halben Ruhetag, den Yannik nutzte, um sein Licht zu reparieren und Charlotte sich ihrer neuen Lieblingsbeschäftigung, nähmlich der Ukulele widmete.
Der nächste Morgen war dann leider nicht einer unser Besten. Nach dem Aufstehen stellten wir zuerst fest, dass ein Vogel ein Loch in Yanniks Fahrradtasche gepickt hatte, weil dort Erdnüsse drin verstaut waren. Danach verbrachten wir noch über eine halbe Stunde damit, die Ukulele auf dem Fahrrad zu befestigen.
Doch zum Glück wurde es über den Tag besser und wir schafften es, ein anderes deutsches Paar zu treffen, die auch mit dem Fahrrad reisen und mit denen wir seit Torres del Paine über WhatsApp in Kontakt waren. Wir freuten uns alle über die Möglichkeit, sich mal so richtig auszutauschen. Über Erfahrungen, Sorgen, Streckenplanung und viel mehr sprechen zu können, ohne die Sprachbarriere zu haben. Das führt dazu das wir über 4 Stunden zusammen an einem Strand saßen und die Zeit vergessen hatten.
Für uns ging es am Abend noch weiter und wir realisierten erst dort richtig, das wir nun auf einer der Schönesten, aber auch beliebstesen Strecken Argentiniens unterwegs waren. Leider waren wir auch komplett in der argentinischen Ferienzeit unterwegs und so wurden wir an einem kostenlosem Campingplatz wegen Platzmangel abgewiesen. Eine echt schwierige Situation für uns, denn wildcampen ist im Nationalpark verboten. Also konnten wir entweder 8 km (bei den Höhenmeter und unserem Erschöpfungszustand ca. eine Stunde) zurück fahren oder 13 km in unsere Richtung (knapp unter 2 Stunden). Es war 19 Uhr und abgesehen davon, dass wir absoulut keine Lust mehr hatten, hatte Charlotte seit dem Mittag mit Bauchschmerzen und Übelkeit zu kämpfen. Also waren beide Optionen nicht wirklich machbar. Wir entschieden uns einfach weiter zu fahren, bzw. die Steile Anstiege weiterzuschieben. Mit ständigen Stops, um zu schauen ob die Stelle ein potenzieller Schlafplatz für uns war, brauchen wir über eine Stunde, um einen für uns sicheren und vorallem nicht sichtbaren Schlafplatz zu finden. Schließlich war das Wildcampen ja verboten. Um 21 Uhr und 4 km vom geplantem Schlafplatz entfernt, entschieden wir uns dann gegen den Zeltaufbau. Einerseits hatten wir keine Kraft und Lust es aufzubauen. Andererseits hatten wir die Hoffnung, das wenn wir doch entdeckt wurden, es nicht so schlimm wäre. Unsere erste Nacht unter freiem Himmel auf dieser Reise.
Doch auch wenn der Start der 7-Seen-Route etwas holprig war und wir von den Massen an argentinischen Touristen erschlagen wurden, waren die nächsten Tage echt schön. Das Wetter war so richtig sommerlich, aber mit der bewachsen Landschaft in den ersten beiden Tagen, hatte man immer noch genug Schatten, um der Sonne zu entfliehen. Die Aussichten auf die Seen, die Berge drum herum und der sich am Berg entlang schlängelnden Straße war einfach gigantisch. Obwohl Charlottes Bauchschmerzen leider nicht wirklich besser wurden, waren wir sehr positiv von der 7-Seen-Route überrascht. Als wir an einem Abend an einem mit Menschen überfüllten Fluss etwas abseits der Route ankamen und etwas deprimiert waren, dass wir keine Ruhe von den Touristen hatten, freuten wir uns aber als zwei andere Fahrradfahrer kamen. Als wir dann von Augustin der mit seiner Gitare unterwegs war noch ein Privatkonzert mit seinem eigenen Song über sein gestohlenes Fahrrad bekamen, war unsere Stimmung auch entgültig wieder hergestellt. Auch ein kleiner Junge von 2 Jahren der ganz von unserer Ukulele begeistert war und die ganze Zeit von Charlotte ein argentinisches Kinderlied hören wollte (welches wir natürlich weder kannten, noch spielen konnten) ist uns sehr in Erinnerung geblieben.
Zurück in der Steppe
Als wir uns dann am dritten Tag auch schon wieder von den Seen verabschieden mussten, fing die endlose eintönige Steppe wieder an. Ein sehr starker Kontrast zu den letzten Tagen. Ausgerechnet an diesem Tag, wo es fast unmöglich war, einen Schattenplatz zu finden, war die Temperatur am Höchsten. Wir kamen dann bei über 38 Grad nach fast 5 Stunden in der prallen Sonne endlich in der Stadt Junin de Los Andes an. Zum Glück gab es trotz der trockenen Streppe ca. alle 4 km einen Fluss, in denen vorallem Charlotte sich jedesmal ausgiebig abkühlte. Zum Abschluss entschieden wir uns, den nahen Supermarkt auszunutzen und machten noch ein kleines Asado (Grillen). Da Charlotte Bauchschmerzen endlich besser waren und wir seit langem endlich wieder etwas anderes zum Abendessen essen konnten, als Nudeln, genossen wir das selbstgemachte Händchensandwich sehr.
Landschaftlich war die 7-Seen-Route echt sehr schön, vorallem mit dem Kontrast der Steppe vorher und nachher, konnten wir die Wälder, Flüsse und Seen echt gut geneißen. Doch leider sind uns auch die Massen an Touristen in Erinnerung geblieben, die uns vorallem die Schlafplatzsuche erschwert haben.
Wie es wieder rüber nach Chile ging und wie ein weiteres Highlight etwas anderes verlief, erfahrt ihr im nächsten Bericht.
Bis dahin, Charlotte und Yannik!