Wir hatten nun also den 19. Dezember und machten uns deshalb so langsam Gedanken über einen Platz für Weihnachten. Wir wollten am Liebsten einfach einen schönen einsamen Platz an einem Fluss haben, wo wir ein Lagerfeuer machen könnten. In unserer App iOverlander war der nächste wirklich gute Spot jedoch leider noch ein ganzes Stück entfernt. Da wir jedoch auch nicht jetzt schon Pause machen wollten und wir eigentlich am 23. nochmal einkaufen wollten, um etwas leckeres zu Essen zu haben, wollten wir versuchen bis kurz hinter Villa Cerro Castillo zu kommen. Das hieß jedoch auch, dass nun jeden Tag circa 50 Kilometer mit meistens 1000 Höhenmetern anstanden. Klingt erstmal nicht so viel, ist aber bei der schlechten Schotterstraße mit den steilen Anstiegen schon eine echte Herausforderung.
Hinter Cochrane ging es dann direkt am Morgen erstmal wieder steil bergauf. Auch danach wurde es nicht besser und wir mussten direkt mehrfach die Fahrräder die steilen Rampen hochschieben. Dementsprechend kamen wir auch nur sehr langsam voran. Die Laune war deshalb auch hinüber und wir zweifelten jetzt schon an unserem Plan. Wir brauchten teilweise für 5 Kilometer über 1 1/2 Stunden und hatten auf den ersten 19 Kilometern schon 630 Höhenmeter. Als wir dann völlig fertig oben ankamen wurde es zum Glück ein klein wenig besser, sodass wir zumindest hofften, heute noch an unser Tagesziel zu kommen. Die wunderschöne Landschaft konnte zumindest bei Yannik dann auch wieder etwas die Laune heben. Charlotte hingegen zweifelte schon sehr daran, ob es Sinn machte diese Straße weiter zu fahren. Wir kamen kaum vorwärts, waren immer gestresst, nur um gerade so unser schon sehr klein gestecktes Ziel zu erreichen und weder die Motivation, noch die Laune waren gut. Ein Tag wo man sich oft fragte, was man hier eigentlich tut. Trotzdem waren wir froh, als wir dann komplett erschöpft den Ort erreichten. Nachden wir dann mit unseren Eltern telefoniert und eingekauft hatten, war die Laune schon deutlich besser und es ging zu unserem Schlafplatz direkt an See. Unser Plan hatte sich natürlich schon wieder geändert. Nach einer Empfehlung von Charlottes Vater, wollten wir nun am nächsten Tag direkt wieder knapp 70 Kilometer bis Puerto Rio Tranquilo fahren, um dort dann eine Kayaktour zu den Marmorfelsen machen zu können. Eine Etappe bei der wir nicht wussten, wie wir ankommen sollen. Die Kayaktour brachte aber ordentlich Motivation und Optimismus.
Direkt am nächsten Morgen holte uns der erste Anstieg aber wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Wir kamen wieder nur langsam voran und merkten die Erschöpfung des gestrigen Tages noch sehr. Zum Glück sollte es jedoch danach besser werden und so waren wir froh, als es endlich auch mal wieder ein kurzes Flachstück gab. Wir kamen plötzlich wieder viel schneller voran und freuten uns nun auf die Kayaktour. Gegen 16:15 Uhr erreichten wir dann den Campingplatz im Ort, organisierten die Kayaktour für den nächsten Morgen und kauften noch schnell ein. Am Abend waren wir dann so richtig erschöpft und froh endlich mal wieder eine schöne Dusche zu haben.
Eine wunderschöne Kayaktour
Pünktlich um 7 Uhr wurden wir dann gemeinsam mit zwei anderen Paaren aus Belgien und den Niederlanden von Jorge, unserem Guide, abgeholt. Wir fuhren zum Ausgangspunkt der Kayaktour, erhielten dort eine kurze Einweisung und dann ging es ab aufs Wasser. Wir hatten ein Doppelkayak und paddelten dann gemeinsam mit den anderen die knapp 2 Kilometer zu den Marmorfelsen. Dort zeigte uns Jorge die Besonderheiten und erklärte, wie die Höhlen entstanden sind. Die Hauptattraktion war dann die Fahrt durch den Tunnel, wo man das Gestein auch anfassen durfte. Wir durften von jeder Seite einmal durchfahren und uns so viel Zeit lassen, wie wir wollten. Es war wirklich beeindruckend und auch wenn das Wetter nicht ganz perfekt war, hat es sich definitiv gelohnt. Danach ging es wieder zurück zum Startpunkt. Wir waren auch froh, dass wir die frühe Tour genommen haben, denn mittlerweile kamen schon einige der 12 anderen Kayakunternehmen mit Touristen angepaddelt.
Wieder am Campingplatz angelangt, aßen wir erstmal noch etwas und packten dann zusammen. Gegen 11:30 Uhr fuhren wir dann auch weiter. Wir wollten zumindest noch ein bisschen vorankommen, um die nächsten Tage nicht mehr so viel Stress zu haben. Laut Höhenprofil sollte es auch nicht so bergig sein, doch leider wurden wir wieder einmal enttäuscht. Wir hatten im Endeffekt fast doppelt so viele Höhenmeter, wie von der App angegeben und waren somit auch nach 36 Kilometern schon wieder ziemlich fertig. Früh angekommen sind wir deshalb aber leider auch nicht und so konnten wir den schönen Schlafplatz am Fluss nicht so sehr genießen, wie erhofft.
Der nächste Morgen begann dann aber zum Glück etwas flacher, sodass wir gut vorankamen. Einige Anstiege gab es natürlich trotzdem, aber mit Rückenwind ließ sich das diesmal alles erstaunlich gut fahren. Besonders motivierend war zudem, dass nach dem letzten Anstieg kurz vor Ende der Etappe noch der Asphalt auf uns wartete. Ab kurz vor Villa Cerro Castillo ist die Carretera Austral auf dem Weg nach Norden dann nämlich größtenteils asphaltiert. Der letzte Anstieg war dann jedoch trotzdem nochmal ziemlich hart. Man hatte das Gefühl, der Schotter musste zum Abschluss nochmal richtig schlecht und lose sein. Umso größer war dann aber natürlich auch die Freude, als wir den Asphalt endlich erreichten und direkt erstmal eine schöne kurze Abfahrt genießen konnten. Da der erste geplante Schlafplatz leider nichts war, fuhren wir noch etwas weiter und fanden dann einen versteckten Platz etwas oberhalb der Straße.
Krank und schlapp an Weihnachten
Mitten in der Nacht auf den 23.12. wurde Yannik dann auf einmal übel, sodass er sich übergeben musste. An Schlafen war danach nicht mehr wirklich zu denken und am Morgen musste er sich zum zweiten Mal übergeben. Nachdem wir uns dann noch den Vormittag ausgeruht hatten, beschlossen wir jedoch zumindest in den Ort Villa Cerro Castillo zu fahren, um für Weihnachten einzukaufen. Yannik quälte sich die 9 Kilometer bis dorthin und wartete an der Tankstelle, während Charlotte einkaufte. Danach fuhren wir noch etwas weiter in Richtung Nationalpark, wo es einen Schlafplatz am Fluss geben sollte. Dieser war dann jedoch leider auch nicht so besonders, sodass wir zwar dort schlafen konnten, aber hofften, am Sonntag doch noch zu unserem eigentlich favorisierten Platz fahren zu können.
Zum Glück ging es Yannik dann am Morgen des Heiligabend auch wieder besser und so nahmen wir den Anstieg in Angriff. Auf dem Plan standen knapp 750 Höhenmeter, denn es ging von 350 Metern auf 1100. Obwohl Yannik immer noch etwas geschwächt war, kamen wir gut voran und freuten uns, dass dieser lange, aber dafür nicht so steile Anstieg, der sich viel besser fahren ließ, als die steilen Rampen zuvor. Als wir nach 19 Kilometern und 2 1/2 Stunden endlich oben waren, wurden wir dann nicht nur mit schönen Aussichten, sondern auch einer entspannten Abfahrt belohnt. Es ging noch etwas über 15 Kilometer weiter, bis wir unseren Schlafplatz am Fluss erreichten. Auf den letzten Metern dorthin wurde dann jedoch leider Charlotte übel. Wir bauten so schnell es ging das Zelt auf, was dann auch gut war, denn keine 30 Minuten später fing Charlotte an sich zu übergeben. Unser Heiligabend endete also leider nicht mit Lagerfeuer und Stockbrot, so wie wir es geplant hatten. Er war stattdessen geprägt von Übergeben und dem Suchen nach neuen Kotztüten. Gegen 22:30 Uhr beruhigte sich Charlottes Magen endlich und wir konnten doch noch schlafen.
Den Vormittag des ersten Weihnachtsfeiertages verbrachtete Charlotte dann im Zelt und versuchte wieder gesund zu werden. Yannik baute in der Zeit eine Angel, schnitzte Stöckte fürs Stockbrot und bereitete dann den Teig und den Nudelsalat vor. Nachmittags konnte Charlotte dann zumindest auch schon wieder raus kommen, war aber immer noch ziemlich fertig und dementsprechend holten wir dann am Abend nur noch das Lagerfeuer mit Stockbrot nach. Obwohl es uns beiden und vor allem Charlotte noch nicht so ganz gut ging, war es dann trotzdem ein wirklich schöner Abend. Den 2. Weihnachtsfeiertag verbrachten wir dann ebenfalls noch am gleichen Ort. Charlotte erholte sich weiter und konnte dann aber auch schon helfen, die Fahrräder ein wenig zu warten. Außerdem schrieben wir fleißig Tagebuch und Blogbeiträge und bereiteten dann nochmal Brotteig vor. Am Abend gab es dann nochmal ein Lagerfeuer mit Stockbrot. Darüber hinaus probierten wir noch ein Rezept, was wir von chilenischen Wanderern in Torres del Paine bekommen hatten. Dazu fritierten wir einfach den normalen Brotteig. Endlich hatten wir also mal wieder eine Art frisches Brot, was wir uns dann auch schmecken ließen.
Schnell wieder ausgebremst
Am 27.12. wollten wir dann weiter in Richtung Coyhaique. Bis zur Stadt waren es von unserem Weihnachtsspot noch knapp 50 Kilometer und anschließend hätten wir noch 20 Kilometer wieder aus der Stadt raus gemusst, um nicht auf den teueren Campingplätzen übernachten zu müssen. Charlotte merkte jedoch schnell, dass sie noch nicht wirklich fit war und auch Yannik spürte die Müdigkeit im ganzen Körper noch ein wenig. Als dann auf der Abfahrt auch noch Gegenwind hinzukam, war klar, dass wir diese 70 Kilometer nicht schaffen würden, da wir auch noch etwas Zeit in der Stadt haben wollten. Aus diesem Grund blieben wir dann in El Blanco, wo es bereits nach 28 Kilometern einen schönen Platz am Fluss gab. Wir waren früh da und Charlotte brauchte direkt erstmal einen kleinen Mittagsschlaf zur Erholung. Den restlichen Tag entspannten wir noch in der Sonne und aßen dann leckere Spaghetti mit Tomatensoße zum Abendessen.
Da wir eigentlich weiter wollten, standen wir am Donnerstag dann wieder früh auf. Schnell war jedoch klar, dass wir uns lieber noch einen Tag Pause gönnen sollten. Charlotte hatte immer noch etwas Kopf- und Bauchschmerzen und diese Kraftlosigkeit. Wir blieben also liegen, schliefen noch ein wenig und verbrachten dann einen ruhigen, sonnigen Tag am Fluss.
Am nächsten Tag ging es dann das erste Mal seit dem Beginn der Carreter Austral in eine größer Stadt. Wir merkten beide auf dem Weg dort hin, wie gut uns der Ruhetag getan hatte. Mit Einkaufen und dem ersten W-Lan nach den Weihnachtstagen waren wir dann so lange beschäftigt, dass es leider etwas später wurde. Als es dann nach Coyhaique auch noch echt steil bergauf ging und sich die Schlafplatzsuche wegen der durchgehend eingezäunten Wiesen als schwierig erwies, wurde es schon echt spät und wir entschieden uns für einen Schlafplatz, der bisher einer der Schlechtesten war. Direkt neben einer Schotterpiste, hinter einer Geröllschutzwand schlugen wir unser Zelt auf einem nicht so ganz ebenen Untergrund auf.
Am nächsten Morgen begann unser Tag dann auch direkt wieder mit dem restlichen Anstieg des Berges von gestern. Nach 6 km, 300 Höhenmeter und fast 2 Stunden waren wir dann endlich oben angekommen. Das Problem war, dass die “Schotterstraße” nicht aus kleinsten Kieselsteinen bestand, wie man es von Schotterstraßen kennt. Diese Staße bestand aus losen Steinen jeglicher Größe (am meisten natürlich größeren). Jeder Meter kostete also so viel mehr Kraft, nach spätestens 20 Meter stand einer von uns, weil wieder einmal ein Hinterrad weggerutscht war. In Kombination mit der Steigung, eine Straße die man keinem Fahrradfahrer wünscht. Aber wir hatten es ja zum Glück dann irgendwann geschafft und schon nach den ersten Metern nach dem “Gipfel” wussten wir, dass sich jeder Meter gelohnt hatte.
Eine Landschaft, die so traumhaft schön war. Egal wo man hinschaute, man sah blühende Blumen, Wiesen mit Bäumen und Bächen. Im Hintergrund eine Berglandschaft mit Schnee auf den Gipfeln. Ein Bild, das man nur schwer beschreiben kann. Wir genossen also jede Minute der Abfahrt und freuten uns natürlich auch, das plötzlich 10 km der Straße geteert waren. Die waren dann nach dem kleinen Ort Villa Ortega jedoch auch schnell vorbei und so ging es wieder auf Schotter den nächsten Anstieg hoch. Charlotte merkte ihr Knie nun wieder und musste deshalb mehrfach absteigen und schieben. Nach diesem Anstieg ging es dann jedoch tendenziell bergab (natürlich trotzdem mit vielen Gegenanstiegen). Nach einer weiteren Pause entschieden wir uns dann, nur noch knappe 10 Kilometer weiter zu fahren. Dort erreichten wir dann am frühen Nachmittag einen schönen Platz etwas abseits der Straße, an dem wir dann noch in einem kleinen Bach baden konnten.
Silvester an der Carretera Austral
Die letzten 4 Kilometer Schotterstraße gingen dann am Morgen des 31. Dezember recht schnell vorbei. Danach ging es mehr oder weniger flach bis nach Villa Mañihuales. In dem kleinen Ort machten wir dann an der Tankstelle einen kurzen W-Lan-Stopp und kauften anschließend nochmal etwas ein. Für den Nachmittag hatten wit dann noch knapp 35 Kilometer bis zu unserem geplanten Silvesterspot. Zum Glück war aber alles asphaltiert und auch die Höhenmeter hielten sich einigermaßen in Grenzen. Wir kamen also gut voran und genossen das schöne Wetter. Leider war Yannik jedoch etwas erkältet und bekam zunehmend Kopfschmerzen. Als wir am Spot ankamen, freuten wir uns aber erstmal über den schönen Ort direkt am Fluss. Wir bereiteten wieder Stockbrotteig vor und badeten im glasklaren Fluss. Danach hörten wir noch ein bisschen Podcast und machten Abendessen. Da wir beide etwas geschafft waren und Yanniks Kopfschmerzen immer schlimmer wurden, entschlossen wir uns um 20:30 Uhr dann erstmal dazu uns hinzulegen und zu schlafen. Wir standen dann um 22:30 Uhr wieder auf und die Kopfschmerzen von Yannik waren zum Glück etwas besser. So konnten wir dann doch noch wie geplant das Lagerfeuer entzünden und unser Stockbrot genießen. Feuerwerk gab es weder bei uns, noch bei irgendwem anders im näheren Umkreis und so genossen wir den wunderschönen Sternenhimmel, der sowieso tausendmal schöner war.
Neues Jahr, gleiche Straße
Eigentlich sollte Yannik sich dann erstmal richtig gesund schlafen, wachte jedoch schon vor dem Wecker um kurz nach acht wieder auf. Die Kopfschmerzen waren trotzdem weg und so ging es nach dem Frühstück um 10 Uhr los. Wir hatten uns für diesen Tag nichts vorgenommen und fuhren somit bei bestem Wetter einfach drauf los. Trotz eines ersten Anstiegs kamen wir wieder gut voran und genossen es, auf dem Asphalt endlich mal wieder entspannt rollen zu können. So gingen die Kilometer ruck zuck vorbei und wir machten die erste Pause nach 24 Kilometern. Die Höhenmeter hielten sich auch heute wieder in Grenzen und es machte richtig Spaß mit vergleichsweise wenig Anstrengung so gut voran zu kommen. Gegen 15 Uhr kamen wir dann an einem schönen Platz am Rio Cisnes an. Da es keinen Schattenplatz gab und es in der Sonne noch viel zu warm war, warteten wir noch mit dem Zeltaufbau und badeten erstmal wieder im Fluss. Dort verbrachten wir dann auch einen wunderschönen, entspannten Nachmittag und kochten anschließend Nudeln mit Tomatensoße zum Abendessen. Danach konnten wir auch das Zelt aufbauen und schlafen gehen.
Der zweite Tag des neuen Jahres begann dann mit einem Anstieg von knapp 130 auf 585 Meter. Glücklicherweise bewahrheitete sich unsere Befürchtung, dass dieser Anstieg geschottert sei, nicht. Dementsprechend kamen wir wieder viel besser voran, als gedacht, auch wenn es trotzdem ziemlich steil und anstrengend war. Oben angekommen wurde die Straße dann für die nächsten 25 Kilometer wieder zu einer Schotterpiste. In der Abfahrt teilweise sogar wieder so schlecht (sehr loser und grober Schotter mit vielen großen Steinbrocken), dass man nur sehr langsam fahren konnte und aufpassen musste, sich nicht hinzulegen. Unten angekommen wurde es dann jedoch besser. Zum Teil war sogar die Gegenfahrbahn schon asphaltiert und da nur wenig Verkehr war, nutzen wir diese dann auch. Bereits um 13 Uhr erreichten wir dann einen schönen Platz direkt an einem Fjord des Pazifiks, von dem aus man Delfine sehen können sollte. Dort machten wir dann noch einmal Pause und aßen etwas, sahen jedoch leider keine Delfine. Eigentlich wollten wir zum Schlafen dort bleiben, jedoch war der Platz dafür nicht wirklich geeignet. Wir fuhren also noch knapp 5 Kilometer weiter, bis wir einen Platz in einem kleinen Waldstück fanden.
Für den nächsten Tag hatten wir uns dann eine etwas längere Etappe vorgenommen. Nach einem Zwischenstopp in Puyuhuapi, einem kleinen süßen Ort am Meer, wo wir unsere Essenvorräte wieder etwas aufstocken konnten, kam der anstrengende Teil des Tages. Die 20 km in den Ort waren nämlich ausnahmsweise mal etwas flacher gewesen. Mit einen Anstieg von 160 Höhenmetern ging es erst einmal vom Meer weg. Erstaunt und dankbar waren wir dann über die brand neu asphaltierte Straße, die den Anstieg natürlich wieder einmal vereinfachte. Auch die steilen Anstiege nach den kurzen steilen Abfahrten waren somit viel einfacher zu fahren, als gedacht. Viel früher kamen wir also nach 65 km mit trotzdem stolzen 900 Höhenmetern an unserem Tagesziel an. Eine kleine leider nicht ganz so gerade Fläche am Rio Claro kurz hinter dem Ort La Junta.
Charlottes Knie wird nicht besser
Weiter ging es dann am Donnerstag mit einem ersten kleinen Anstieg weg von dem Ort. Auch danach blieb es die ganze Zeit wieder ziemlich hügelig und ging dauernd auf und ab. Das bedeutete zwar, dass man es oft rollen lassen konnte, andererseits jedoch auch, dass man die viel längeren (weil langsameren) Phasen bergauf ordentlich reintreten musste. Nichtsdestotrotz hatten wir gute Laune, genossen die schöne Landschaft und waren auch recht schnell unterwegs. Die erste Pause gab es dann bei knapp 25 Kilometern und da es erst kurz nach 9 war, überlegten wir noch weiter zu fahren, als die eigentlich geplanten 60 Kilometer. Bei Kilometer 85 sollte ein schöner Platz an einem See kommen und so hofften wir eventuell sogar bis dorthin zu kommen. Die nächsten knapp 2 Stunden ging es dann wieder nur auf und ab und in der Pause bei Kilometer 50 überlegten wir dann wieder, was wir machen. Einerseits war es noch früh und wir wollten zum See, andererseits merkte Charlotte ihr Knie schon wieder ziemlich doll. Hinzu kam, dass die letzten 13 Kilometer auf Schotter sein sollten und wir gelesen hatten, dass ab und zu eine Frau an den See kommen würde, die Geld verglangen würde. Kurz nach der Pause fühlte Charlottes Knie sich dann wieder besser an, sodass wir beschlossen bis zum See zu fahren. Knappe 5 Kilometer später sah das dann jedoch leider schon wieder ganz anders aus. Das Knie tat Charlotte so weh, dass sie jeden noch so kleinen Ansteig nur noch im ersten Gang fahren konnte beziehungsweise teilweise sogar absteigen musste. Yannik beschloss daraufhin, dass wir doch nur zu dem ursprünglichen Platz fahren würden, der zum Glück auch nur noch einen Kilometer entfernt war. Dies taten wir dann und als es knapp eine Stunde später auch noch anfing zu regnen, waren wir froh, dass wir uns so entschieden hatten.
Es regnete dann auch den ganzen Abend und die Nacht weiter, sodass am Morgen alles außerhalb unseres Zeltes komplett durchnässt war. Wir blieben noch etwas liegen, bis Yannik um kurz nach 7 dann doch genug Motivation hatte um sich in den Regen zu stürzen und das Frühstück zu kochen. Auch das anschließende Zusammenpacken dauerte im Regen dann länger, als normal und so fuhren wir diesmal erst um 9 Uhr los und wollten im Regen auch gar nicht so weit kommen. Die ersten Kilometer ging es dann auf Asphalt jedoch relativ schnell bis nach Villa Santa Lucia. Hier verabschiedeten wir uns nach einem kleinen Einkauf dann von der Carretera Austral und nahmen die Abzweigung in Richtung Futaleufú. Obwohl es nun auf den Schotter ging und immer noch regnete, hatten wir erstaunlich gute Laune, denn zumindest war uns im Gegensatz zum letzten Regen diesmal nicht kalt. Auch, dass die Regenjacke von Yannik vorne nicht mehr zu ging, störte uns deshalb wenig. Wir kamen dazu noch gut voran und entschieden dann mindestens 35 Kilometer zu fahren, wenn es gut laufen würde, sogar noch mehr. Bei den geplanten 35 Kilometern machten wir dann Pause und freuten uns, dass es endlich aufhörte zu regnen. Die Straße war nun auch wieder einige Kilometer asphaltiert gewesen und so ging es für uns noch weiter. Nach der Pause wurde die Straße zwar wieder zu Schotter und es ging tendenziell bergauf, aber zum Glück auch weniger steil, als gewohnt.
Gegen 15:00 Uhr kamen wir dann nach knapp über 50 Kilometern an einem schönen Platz in unmittelbarer Nähe des Flusses Futaleufú an. In diesem für seine Raftingtouren berühmten Fluss badeten wir dann auch noch kurz und verkrochen uns dann ins Zelt, als es wieder anfing zu regnen.
In der Nacht auf die Heiligen Drei Könige, hörte es dann zwar auf zu regnen, allerdings war natürlich am Morgen trotzdem noch alles nass. Immerhin konnte man so jedoch ohne Probleme draußen kochen und packen. Wir starteten um kurz vor 8 und zwar direkt mit ordentlich Höhenmetern. Es ging wieder ziemlich steil hoch und runter und zwar natürlich wieder auf ziemlich schlechtem Schotter. Da wir deshalb nur langsam voran kamen, zweifelten wir schon an unserem Tagesziel über die Grenze nach Argentinien zu fahren. Zum Glück wurde es dann nach knapp 25 Kilometern und fast 3 Stunden Fahrzeit etwas besser. Die Höhenmeter wurden weniger und die Straße war wieder asphaltiert. In Futaleufú kauften wir dann nochmal kurz ein und weiter ging es in Richtung Grenze. Diese erreichten wir dann um 14 Uhr und freuten uns wieder nach Argentinien zu kommen. Begrüßt wurden wir jedoch wieder mit einer ziemlich miserablen Schotterstraße, die zum Glück aber wenigstens halbwegs flach war (im Vergleich zu den letzten Wochen). Besonders Charlotte hatte jedoch mit der unebenen Straße und den vielen Hubbeln und großen Steinen zu kämpfen. Wir waren also wieder nicht so schnell wie erhofft. Nichtsdestotrotz fuhren wir dann noch etwa 25 Kilometer bis wir einen schönen Schlafplatz neben einer Brücke am Fluss fanden.
Wenn ihr erfahren wollt, wie es dann auf dem Weg nach El Bolsón weiterging und wie unsere Pause dort ablief, freut euch auf den nächsten Beitrag. Bis dahin, Charlotte und Yannik!